Die Schelling Architektur- und Architekturtheoriepreise 2016

Das Kuratorium der Schelling Architekturstiftung hat dieses Jahr drei Büros für den mit € 20.000 dotierten Architekturpreis nominiert, die sich bei der offiziellen Preisverleihung am 16. November 2016 mit Kurzreferaten der Öffentlichkeit sowie dem Wahlkuratorium vorstellen werden.

In der Begründung des Kuratoriums für die drei Nominierungen heißt es:

ATELIER KEMPE THILL, Rotterdam

André Kempe und Oliver Thill realisieren in Zeiten, in denen weltweit Städte stark umgebaut werden und wieder mal wirtschaftliche Lösungen für Wohnungen und öffentliche Bauaufgaben dringend gesucht sind, konsequent, zielstrebig, innovativ und poetisch funktionale und zugleich schöne Bauten. Sie schaffen mit spezifischer Zurückhaltung im Ausdruck ihrer Bauten ein Gegenmodell zur derzeit stark individualisierten Architektur und beweisen mit jedem neuen Projekt ihr Gespür für gesellschaftliche Fragen und die entsprechende Relevanz der Architektur. Das Kuratorium sieht in der architektonischen Haltung und im gebauten Werk von Kempe Thill hervorragende Botschafter des wegweisenden Bauens in Europa.

ARCHITECTEN DE VYLDER VINCK TAILLIEU (DVVT), Gent

Die flämischen Architekten Jan De Vylder, Inge Vinck und Jo Taillieu haben in wenigen Jahren ein umfangreiches Werk geschaffen, das eine ganze Reihe vermeintlicher Gewissheiten über Architektur infrage stellt. In Gent, wo das Büro 2008 gegründetet wurde, befindet sich ein Großteil davon: unorthodox und ironisch – meist Wohnhäuser, Um- und Anbauten, zunehmend auch öffentliche Räume. Ihre Architektur spielt mit den Erwartungen des einzelnen Betrachters, ihren Sehgewohnheiten und der Uminterpretation von Materialien. Das Unfertige ihrer gebauten Architektur ist nicht Absicht; es ist das Ergebnis eines präzisen Entwurfs- und Bauprozesses, der nach der Vorstellung der Architekten vor allem eines ist: so lange wie möglich offen sein für Veränderung, für Improvisation.

ROZANA MONTIEL | ESTUDIO DE ARQUITECTURA, Mexico D.F.

Die mexikanische Architektin Rozana Montiel verfolgt mit ihrem interdisziplinären Team neben den üblichen Entwurfstätigkeiten junger Büros die künstlerische Umdeutung von öffentlichem Raum sowie die Erforschung von Gestaltungsmöglichkeiten für städtische Bereiche mit Entwicklungspotentialen und gesellschaftliche Problemzonen, mit denen sich ansonsten weder die Politik noch der Berufsstand befassen. Montiel kombiniert analytische Beobachtung mit ansprechend direkter, konkreter Gestaltung. Sie nutzt ihre Kritik am status quo zur Entwicklung von architektonischen Interventionen, die mit Nutzern und Betrachtern in einen selbstverständlichen Dialog eintreten.

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Für den mit € 10.000 dotierten Preis für Architekturtheorie wurde vom Kuratorium bereits gewählt:

DOUG SAUNDERS

Die Schelling-Architekturstiftung würdigt den britisch-kanadischen Architekturtheorie-Preisträger Doug Saunders für die neue Perspektive, mit der er die Ursachen von Randbedingungen für und Einflüssen auf die neuen Einwanderungsquartiere im Westen erforscht. Damit erarbeitet er Grundlagen auch für den Städtebau, die letztlich über den Erfolg oder Misserfolg unserer urbanen Lebensverhältnisse im 21. Jahrhundert entscheiden werden. Seine Beobachtungen und intensiven Recherchen zum Thema Migration in zwanzig Metropolen auf allen Kontinenten fasste er 2011 in dem Buch ‚Arrival City‘ und 2012 in dem Buch ‚Mythos Überfremdung‘ zusammen.
Doug Saunders gehört am Abend dem Wahlkuratorium an und ist stimmberechtigt.

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Die Vorträge der nominierten Büros sowie die Preisverleihung finden statt am:

16.November 2016 um 18 Uhr am KIT / Fakultät für Architektur, Englerstr.11, 76131 Karlsruhe