Die Schelling Architekturstiftung trauert um Zaha Hadid (1950-2016)

Bereits mit ihrem frühen Werk entsprach Zaha Hadid dem Stiftungsideal: die unbändige Vision einer zukünftigen Architektur zu versprechen. Die Verwirklichung dieser Vision fand zwar erst viel später nach der Verleihung des Schelling Architekturpreises von 1994 statt, aber mit jedem Bauwerk umso überzeugender. Mit dem Feuerwehrhaus für Vitra in Weil am Rhein begann ihre Karriere, und mit dem Phaeno in Wolfsburg setzte Zaha Hadid mit ihrem Büro ein Zeichen für einen Maßstabssprung. Die fließenden Räume und Formen der kleinen Projekte verlassend, wandte sich Zaha Hadid den Bauten für die Kultur und dem Städtebau zu. In Cincinnati, Rom und Guangzhou, um nur einige Städte zu nennen, in denen Zaha Hadids Werke errichtet wurden, konnte sie ihre immer auch kontrovers diskutierten Ideen zur Architektur verwirklichen.

In der Öffentlichkeit erschien sie divenhaft; privat war sie eine genuine und verbindliche Person. Ihr Aufstieg, anfänglich großzügig unterstützt durch Gönner wie Alvin Boyarsky, den damaligen Direktor der Architectural Association in London, wo sie lehrte, war hart erkämpft. Mit ihren frühen, an die russischen Konstruktivisten erinnernden Wettbewerbsentwürfen wurde sie als „Papierarchitektin“ verkannt. Das Konstruieren eignete sie sich unentwegt an und beherrschte es nach ihrem Weltbild. Entwurfspozesse und ihre Umsetzung in Tragwerk und konstruktive Details verfolgte sie akribisch. Zaha Hadid schuf eine multipolare, dynamische Architektur, passend zu einer globalisierten Zivilisation; und damit transzendierte sie den muffigen Provinzialismus, die piefige Postmoderne, die Wohlfühl-Rekonstruktionstendenzen, die banale Investorenarchitektur und das saturierte Neo-Biedermeier.

Eine Pionierin im gesellschaftlichen und räumlichen Sinne Erich Mendelsohns, Antonio Sant’Elias‘ und Hans Scharouns hat uns viel zu früh verlassen.