André Kempe und Oliver Thill realisieren in Zeiten starken Stadtumbaus und der Suche nach wirtschaftlichen Wohnungsbaukonzepten konsequent, zielstrebig und innovativ poetische, funktionale und schöne Bauten. Sie schaffen mit zurückhaltendem architektonischem Ausdruck ein Gegenmodell zu stark individualisierter Architektur und beweisen mit jedem Projekt ihr Interesse an gesellschaftlichen Fragen.
Kempe Thill sind deshalb für den Schelling Architekturpreis 2016 nominiert.
Inge Vinck, Jan De Vylder und Jo Taillieu stellen in wenigen Jahren mit einem umfangreichen Werk vermeintliche Gewissheiten über Architektur infrage. Ihre Architektur spielt mit den Erwartungen der Betrachter, ihren Sehgewohnheiten und der Uminterpretation von Materialien. Das Unfertige ihrer Bauten ist Ergebnis eines Prozesses, der so lange wie möglich offen sein soll für Veränderung, für Improvisation.
Die mexikanische Architektin Rozana Montiel verfolgt mit ihrem interdisziplinären Team die künstlerische Umdeutung von öffentlichem Raum. Es werden Gestaltungsmöglichkeiten für städtische Problemzonen erforscht, mit denen sich Politik und Berufsstand kaum befassen. Im Dialog mit Nutzern werden analytische Beobachtung und direkte, konkrete Gestaltung kombiniert.
Rozana Montiel ist für den Schelling Architekturpreis 2016 nominiert.
Die Schelling Architekturstiftung würdigt den britisch-kanadischen Autor Doug Saunders für die neue Perspektive, mit der er die Ursachen von Randbedingungen für und Einflüssen auf die neuen Einwanderungsquartiere in westlichen Gesellschaften erforscht. Damit erarbeitet er Grundlagen auch für den Städtebau, die letztlich über den Erfolg oder Misserfolg unserer urbanen Lebensverhältnisse im 21. Jahrhundert entscheiden werden. Seine Beobachtungen und intensiven Recherchen zum Thema Migration in zwanzig Metropolen auf allen Kontinenten fasste er 2011 in dem Buch‚ Arrival City‘ und 2012 in ‚Mythos Überfremdung‘ zusammen.
Werner Durth kann für sich reklamieren, nicht nur als einer der ersten, sondern auch mit einer ganz besonderen und ausgesprochen eigenständigen Methodik die „biographischen Verflechtungen“ der deutschen Architektenschaft in unserem Jahrhundert transparent gemacht zu haben. (…) Wie etwa bestimmte Architekten im bereits zusammenbrechenden Nationalsozialismus unbelastet von moralischen Erwägungen den Wiederaufbau deutscher Städte planten und dann auch im jungen Deutschland des Wiederaufbaus schnell und kontinuierlich Fuß faßten, ist ein gegen Widerstände erarbeitetes Wissen, das wir in erster Linie Werner Durth verdanken. (…) Sein Erkenntnisinteresse gilt nicht dem traditionellen oder gar bildungsbürgerlich abgesicherten „Schönen, Wahren und Guten“, sondern der architekturpolitischen Verpflichtung, der jene Achitekten ausgesetzt waren, sowie ihren Reaktionen auf eine solche Herausforderung. (…) Mithin ist es konsequent, daß sich Durth nach der Erforschung der persönlichen Schicksale in einem zweiten Schritt den objektivierten Ergebnissen solcher biographischen Verhaltensweisen architekturhistografisch zugewendet hat. (…) Insofern hat Durth der Architekturgeschichtsschreibung aufgrund seines interdisziplinären Forschungsansatzes ein Analysemodell geliefert, das sich zwar speziell mit der deutschen Situation beschäftigt, sich aber sowohl in seiner Methodik als auch in der Form seines deutlich formulierten moralischen Engagements auf andere europäische Gegebenheiten übertragen ließe.