Preisträger

Stanislaus von Moos

© Privat Schelling-Architekturstiftung

Preisträger

Stanislaus von Moos begann seine Karriere als Kunstwissenschaftler mit einer aufsehenerregenden Publikation über die Entstehungsgeschichte des italienischen Renaissance-Palastes, womit er gleichzeitig das Interesse auf einen neuen Themenzusammenhang lenkte, die „politische Ikonographie“. Bald fasste er Interesse an der Architektur der Moderne. Seine Monographie über Le Corbusier gehört zu den Standardwerken der Le Corbusier-Literatur. Als einer der wenigen Kunsthistoriker hat er sich bald in der Architekturentwicklung der Gegenwart engagiert. Sein Buch über Robert Venturi war eine der ersten Stellungnahmen zur Postmoderne. Bedeutsam wie seine Publikationen war seine mehrjährige Tätigkeit als Herausgeber der Schweizer Architekturzeitschrift Archithese, die er gegründet hat. Stanislaus von Moos gehört zu den einflußreichsten Architekturtheoretikern der Gegenwart.

Heinrich Klotz

Sauerbruch Hutton

Architekturpreis: Sauerbruch Hutton Architects©privat

Preisträger

Neben der Wiedergewinnung der Geschichte und der Reparatur zerstörter Strukturen bilden das Weiterbauen und die Neuinterpretation der vorhandenen Städte die wichtigste Herausforderung der Gegenwartsarchitektur. Sauerbruch Hutton kamen mit ihrem kraftvollen Solitär-Ensemble für die Berliner GSW-Zentrale mitten in die Anfangsphase der Berliner Gründerzeit, als es um die Rekonstruktion des Stadtgrundrisses ging. Sie mussten fast fünf Jahre warten, bis die Zeit für ihre vertikalisierende Neuinterpretation jenes Bereiches an der Kochstraße reif war, der als Teil eines „Städtebandes“ einen völligen Bruch mit dem Vorkriegs-Berlin darstellen sollte. Ihr Entwurf akzeptiert den Stadtgrundriß, aber auch den Collage-Charakter des neueren Bestandes, der mit neuer Dichte gefüllt wird und in der Vertikalen eine spannungsvolle bauplastische Silhouette erzeugt. Dabei verwenden sie energiesparende Techniken. So wird ihr Entwurf zum Musterbeispiel einer ökologischen Architektur, die nicht auf die Auflösung der Stadt, sonden auf ihre Stärkung und Modernisierung zielt.

Michael Mönninger

 

Martin Steinmann (1942-2022)

Theoriepreis: Martin Steinmann©A.Zwiebelhofer

Preisträger

Martin Steinmann erhält den Schelling Architektur Theoriepreis 2000.

Er setzt sich seit vier Jahrzehnten auf nahezu allen Ebenen mit der Architektur auseinander: in der Forschung, der Lehre, der Publizistik und der Praxis. Vor allem anderen beschäftigt sich Steinmann mit den Bedingungen, unter denen die gebaute Wirklichkeit entsteht. Mit seiner Forschungstätigkeit und parallel zum Aufbau des CIAM-Archivs an der ETH Zürich entwickelte er seine Position zur Fortführung der Moderne. Über zwei Jahrzehnte beeinflusste Steinmann in der Redaktion der Zeitschriften Archithese und Faces die Architektur nicht nur in der Schweiz. Mit dem Anspruch, dass zeitgenössische Architektur im Zusammenwirken von Tradition und Regeln im Dienste des Allgemeinwohls entstehen muss, setzt er sich selbst und seinen Kollegen hohe intellektuelle Maßstäbe. Deshalb wird Martin Steinmann mit dem Schelling Architektur Theoriepreis 2000 ausgezeichnet.

Wilfried Wang

Kazuyo Sejima

© H.Suzuki

Preisträgerin

Kazujo Sejima erregte bereits mit ihren frühen Bauten Aufmerksamkeit, die nicht nur Eleganz der Formkomposition und Materialzusammensetzung, sondern vor allem eine ganz und gar eigenständige Entwurfshaltung erkennen lassen. Denn die junge japanische Architektin geht von einer abstrakten Beschreibung der Nutzungszusammenhänge aus, für die das jeweilige Gebäude bestimmt ist, überträgt sie in ein räumliches Diagramm und verwandelt dieses Diagramm in Architektur. Daraus resultieren ebenso ungewöhnliche wie einprägsame Gebäude, die jegliche überkommene Typologie zu sprengen scheinen, dabei aber eng mit ihrer Funktion verbunden bleiben.
Insofern greift Kazujo Sejima den Faden der Moderne wieder auf, deren Prämissen und Anspruch sie jedoch unorthodox und zeitgemäß neu interpretiert. Anders als ihr Lehrer Toyo Ito und die meisten seiner Generation geht es ihr dabei nicht darum, die Flüchtigkeit des Zeitgenössischen widerzuspiegeln oder gar zu überhöhen, sondern im Gegenteil um eine kontemplative Verlangsamung – bar jeglicher Nostalgie.

Manuel Castells

Theoriepreis: Manuel Castells© Privat / Schelling-Architekturstiftung

Preisträger

Seit über drei Jahrzehnten wirdmet sich Manuel Castells den Problemen der Architektur- und Stadtentwicklung. Sein erstes Buch „La Question urbane“ von 1972 wurde zu einem weltweit bekannten Klassiker der Stadtsoziologie.
In seinem Buch „The City and the Grassroots“ von 1983 analysierte Castells die Rolle der sozialen Bewegungen in europäischen, nord- und südamerikanischen Stadtentwicklungen. Bereits 1989 untersuchte er, wie die neuen Informationstechnologien wirtschaftliche und städtebauliche Prozesse beeinflussen.
Mit seinem dreibändigen Werk „Das Informationszeitalter: Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft (Band 1), Die Macht der Identität (Band 2) und Jahrtausendwende (Band 3)“ gab er auch der Diskussion über Ent- und Verstädterungsprozesse in Deutschland neue Impulse.

Frühere Preisträger*innen