Xu Tiantian DnA nominiert für den Schelling Architekturpreis 2020
Die chinesische Architektin Xu Tiantian eröffnete 2003 ihr eigenes Architekturbüro in Peking. Seit 2014 entwickelte sie mit der Regionalverwaltung von Songyang und lokaler Wirtschaft eine neue Strategie aus kleinmaßstäblichen architektonischen Interventionen, von der vor allem ländliche Räume profitieren.
Die Eingriffe von DnA streben eine Interaktion zwischen ruralen und urbanen Eigenschaften an. Wie ein Netz aus Akupunkturen verteilen sich die Projekte in der Region. Sie aktivieren die lokale Wirtschaft, stärken die kulturelle Identität und tragen Sorge für Umwelt und Gemeinschaft.
TEd’A Arquitectes für Schelling Architekturpreis 2020 nominiert
Die mallorquinischen Architekten Irene Pérez Piferrer und Jaume Mayol Amengual ziehen die Evolution der Revolution vor. Regionale Identitäten verteidigen sie gegen globalen Uniformismus. Die mallorquinische Handwerkstradition führen sie repetitiv weiter und entwickeln eine (bau-)kulturelle Position gegen naive Technikbegeisterung – weit davon entfernt, nostalgisch zu agieren.
Ohne Nostalgie, ohne selbstverherrlichendes Pathos zeigt die Arbeit von TEd’A Arquitectes, wie respektvoll die Synthese von Kontexten überall möglich ist. Sie stehen im Einklang mit ähnlichen Architekten, die ihnen vorausgingen und bieten einen Ansatz, der ihr Dasein und Handeln als zeit- und aufgabenspezifisch sowie allgemein und transzendent versteht.
Itohan Osayimwese ist Architektur- und Stadthistorikerin. Sie ist außerordentliche Professorin für Kunst- und Architekturgeschichte an der Brown University, Providence / USA. Sie beschäftigt sich mit Theorien der Moderne, Postkolonialität und Globalisierung. Ihr Fokus liegt dabei auf der Analyse der deutschen Kolonialarchitektur, Stadtplanung und visuellen Kultur. Des Weiteren liegen ihr die moderne Architektur in Deutschland, die materielle Kulturgeschichte Afrikas und der afrikanischen Diaspora sowie die Architektur der Entwicklung in Afrika am Herzen. Ein zusätzliches Forschungsinteresse gilt dem architektonischen und urbanen Leben religiöser Kulte.
In ihrem vielbeachteten Buch „Colonialism and Modern Architecture in Germany (2017)“ untersucht sie die Auswirkungen des Kolonialismus auf die Entwicklung der modernen Architektur in Deutschland von den 1850er bis zu den 1930er Jahren. Ihr aktuelles Buchprojekt „From Barbados to Boston“ untersucht die transformativen Auswirkungen der Migration auf die anglo-karibische Baukultur und Gesellschaft nach der Emanzipation. Ein weiteres Buchprojekt führt englischsprachige Wissenschaftler in die erste deutschsprachige Studie über afrikanische Architektur ein, die 1894 veröffentlicht wurde, und revidiert unser Verständnis der Ursprünge des Studiums der afrikanischen Kunst.
Lina Ghotmeh erhält den Schelling Architekturpreis 2020
„Wenn man heute baut, dann ist es überlebenswichtig zu verstehen, dass man sich notwendigerweise immer in einem System von Beziehungen befindet“. So lautet das Credo der Architektin Lina Ghotmeh, die sich in dieser Debatte mit engagierten Statements, mit ihren Bauten und im Rahmen ihrer Lehre zu Wort meldet. Nachdem sie bei Norman Foster und bei Jean Nouvel gearbeitet hat, unterrichtete sie an der École Spéciale, der konzeptionellsten der Pariser Architekturschulen, die von Paul Virilio geprägt worden war.
Aufgewachsen ist Ghotmeh in Beirut, dort studierte an der American University. Die Zeit im Libanon kurz nach dem Bürgerkrieg hat sie geprägt. In ihrer Methodik als Architektin plädiert sie für eine möglichst präzise „Archäologie der Zukunft“ als Ausgangspunkt jedes Projekts. Sie versteht darunter, Bestehendes erst genau zu analysieren, es auf seine – auch schmerzhaften – Bedeutungen abzuklopfen + diese dann mit der sozialen und politischen Lebensrealität vor Ort neu zu verknüpfen.