Der sehr an den Realitäten sich orientierende Entwurf von Christine Kohlmann zeigt anhand des aktuell intensiv diskutierten Beispiels der Veränderungsmöglichkeiten eines klassischen Warenhauses in der Stuttgarter Innenstadt, wie klug und weitsichtig eine solche Immobilie auch künftig mit hybriden Nutzungen von Wohnen, Handel und Arbeiten erhalten werden könnte.
Ellen Remy
Preisträgerin
Den mit 2.000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt Ellen Remy für ihren Entwurf
„Society is the actor“.
Die Masterarbeit sieht die Einrichtung eines Kulturzentrums mit Experimental- und Straßentheater an einem heruntergekommenen, identitätslosen Verkehrsknoten in Stockholm, am sogenannten „Slussen“, vor. Ausgehend vom Begriff der Liminalität, der den Zustand bezeichnet, in dem Menschen grenzüberschreitende Erfahrungen sammeln, erforscht sie in ihrer Masterthese die besondere städtische Situation dieses Ortes und schafft mit einer hybriden Struktur aus Theater, Kultureinrichtung und Verkehrsinfrastruktur differenzierte Wege und Schnittstellen, die den gesteuerten und zufälligen Austausch zwischen Passanten und Besuchern des Kulturzentrums ermöglichen.
Keller Easterling
Preisträgerin
Keller Easterling, us-amerikanische Architektin, Autorin und Professorin an der Yale University, erforscht auf einem hohen theoretischen und sprachlichen Niveau die Raumproduktion unserer von technologischen Geweben überdeckten und logistisch ausbalancierten Lebenswelt, ohne dabei die spezifisch soziale Dimension und das politische Potential des urbanen Raums aus den Augen zu verlieren.
Mit „Enduring Innocence: Global Architecture and its Political Masquerades“ legte sie die theoretischen Grundlagen für einen frischen und zugleich kritischen Blick auf die politischen Systemlücken einer zunehmend globalisierten Architekturproduktion. In „Extrastatecraft: The Power of Infrastructure Space“ untersuchte sie Infrastrukturnetzwerke als „Medium des Gemeinwesens“ und setzte wegweisende Akzente für den zeitgenössischen Architektur- und Stadtforschungsdiskurs.
Keller Easterling gilt als eine der wichtigsten intellektuellen Stimmen im internationalen Architekturdiskurs.
Das 2005 gegründeten Kollektiv Rotor arbeitet an der Neugestaltung des Materialeinsatzes in Architektur und Bauwesen, denn die große Aufgabe der Architektur liegt zukünftig nicht mehr im Neubau, sondern im Um-und Weiterbau, heißt es oft. Aber was bedeutet das genau und welche Konsequenzen müsste diese Analyse für die Architekturdisziplin haben? Niemand hat das in den letzten Jahren so breit und intensiv erprobt wie das Büro Rotor. Wie der Name schon andeutet, geht es dabei um Kreisläufe, konkret um Materialkreisläufe. Gemeinsam mit einer Juristin haben sie ein „Vademekum für eine Wiederverwendung von Baumaterialien“ erarbeitet. Der Leitfaden verbindet eine genaue Untersuchung der legalen Rahmenbedingungen mit den praktischen Erfahrungen, die das Kollektiv im Laufe der Jahre bei der Wiederverwertung von Bauelementen gemacht hat.
Aristide Antonas gilt international als einer der intellektuell versiertesten Akteure in der aktuellen Debatte um eine kulturkritische Theoriebildung für das derzeit fragile Europa.
Eine große Herausforderung in der gegenwärtigen Diskussion um Architektur und Stadt ist die kritische Auseinandersetzung mit zunehmend stärker werdenden neoliberalen Okkupierungsmechanismen in Europa. Aristide Antonas, griechischer Architekt und Philosoph, war einer der Ersten, die sich aktiv mit dieser komplexen Situation auseinandersetzt haben und nach dem Potential gesucht haben, beispielsweise mit Fokus auf konkrete Fragestellungen des sozialen Wohnungsbaus oder der Privatisierung von öffentlichen Räumen in Griechenland.